Bauernproteste – Zeit für einen Wandel?

Machen wir uns nichts vor, europäische Landwirte jammern auf einem verdammt hohen Niveau. Und über mangelnde Beachtung durch die politischen Akteure können sich insbesondere deutsche Bauern sicher nicht beklagen.

„Wir (Bauern) wollen mehr Geld!“

Die deutsche Agrarwirtschaft wird seit Jahrzehnten mit großzügigen Fördergeldern, Subventionen, Beihilfen, Steuererleichterungen und anderen Mitteln der öffentlichen Hand bedacht.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass manche Bauern scheinbar ihr Geschäftsmodell darauf ausgerichtet haben. Frei nach dem Motto „Was pflanze ich nächstes Jahr? Ganz einfach: Das, was die höchsten Subventionen bringt!“.

Eine dauerhaft mit staatlichen Mitteln finanzierte Landwirtschaft kann und darf es aber nicht geben. Hier werden Steuergelder sinnlos in einen Industriezweig gepumpt, die nicht einmal eine langfristige Wirkung auf die Branche entfalten.

Das ist kontraproduktiv für die Gesellschaft und die Wirtschaft im Allgemeinen, aber auch für die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen bzw. europäischen Agrarsektors.

Dauerhafte staatliche Förderung erstickt Innovationen

Kern einer freien Marktwirtschaft ist doch, dass Unternehmen selbst finanziell tragfähige Konzepte entwickeln und Gewinn erwirtschaften. Punkt. Es wäre der Traum jedes Solo-Selbständigen oder eines Handwerkers mit weniger als zehn Angestellten, auch nur für ein Jahr ähnliche Staatshilfen zu erhalten, wie sie für die deutschen Bauern bereitstehen.

Ja, das wirtschaftliche Umfeld mag für Landwirte herausfordernd sein. Und? Das ist es für andere Branchen auch. Wie wäre es also, das eigene Unternehmen zu reorganisieren und profitabel zu machen?

Die Alternative: Aus eigenem Antrieb fit in die Zukunft!

Gerade im Bereich der Landwirtschaft steckt so viel Potenzial:

  • Einführung innovativer Anbautechniken (z.B. Indoor Farming, Vertical Farming)
  • Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung (z.B. Photovoltaik, Windkraftwerke, Biogas, Biodiesel, Nahwärme)
  • Zusammenlegung kleiner unrentabler Betriebe
  • Erzeugung auf nach Bio-Standard produzierte Lebensmittel
  • regionale Vermarktungskonzepte

Die Möglichkeiten sind vorhanden, der Bauer muss nur wollen.

Doch das wird durch dauerhafte staatliche Hilfen verhindert: Warum Initiative zeigen, wenn der Staat ja letztendlich doch zahlt?! Man muss nur einige medienwirksame Proteste organisieren und gute Public Relation betreiben.

Neue Prioritäten der staatlichen Förderung für Landwirte

Nein, das muss aufhören. Wir brauchen eine sachliche Auseinandersetzung über die zukünftige Förderung der Landwirtschaft!

Die Transformation veralteter Strukturen hin zu tragfähigen Geschäftsmodellen muss in den Fokus der staatlichen Unterstützung rücken. Hingegen sollte die simple Förderung des laufenden Betriebs nach einem überschaubaren Zeitraum auf Null zurückgefahren werden. Wie in den meisten anderen Branchen es auch der Fall ist.

Abschließend noch eine persönliche Anmerkung zu den jüngsten Bauernprotesten:

Ich fand es erschreckend mit anzusehen, wie schnell rechte Tendenzen und Weltbilder zumindest in Teilen dieser Bewegung auf fruchtbaren Boden fielen.

Die Verantwortlichen der Branchenverbände müssen hier mit aller Härte vorgehen, sich von derartigen Umtrieben in aller Deutlichkeit distanzieren und mit entsprechenden Aktionen gegensteuern. Sonst ist am Ende nicht nur die Erde auf dem Feld braun…


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: April 2024