Impfpflicht und Corona

Ein kleiner Pieks mit schwerwiegenden Folgen…

Würden Sie, liebe Leser, mich nach meiner höchsteigenen Position zum Thema Corona und Impfen fragen, so fiele meine Antwort folgendermaßen aus:

Ich bin für das Impfen mit Vakzinen, die sicher sind und ausführlich getestet wurden, solange dies für den Einzelnen sinnvoll ist. Aus diesem Grund kommt für mich derzeit eine Impfung gegen SARS-CoV-2 nicht in Betracht, da ich keiner Risikogruppe angehöre.

Grundsätzlich betrachte ich die Freiheit des Einzelnen als das höchste gesellschaftliche Gut. Dies gilt für alle Lebensbereiche; es muss eine freie Entscheidung bleiben, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen – oder es eben abzulehnen. Ohne Zwang. Ohne Repressalien.

Dies möchte ich gleich vorweg nehmen. Wer also nun eine Schwarzweiß-Malerei der Argumente erwartet, darf sich das Weiterlesen gerne sparen. Wer jedoch an einem differenzierten Standpunkt mit etlichen Grautönen Interesse zeigt, mit dem nächsten Absatz geht’s los…

Diskussion mit harten Bandagen…

Mehrere monatelange Lockdowns, Maskenpflicht, Kontaktverbote, geschlossene Grenzen und Zwangsquarantäne… der Kampf gegen Corona forderte so einiges von den Menschen.

Zu ihrem Höhepunkt im Sommer 2021 sollte es die Impfpflicht richten – angefangen bei bestimmten Berufsgruppen. Und wie zu erwarten, bald schon für alle gefordert. Jedenfalls, wenn es nach dem Willen der politischen Hardliner ging:

Wer sich widersetzte, wurde als Querdenker, Covidiot oder Aluhutträger abgestempelt und mundtot gemacht. Auch die Kampfbegriffe „Impfgegner“ und „Impfskeptiker“ dienten eher der Denunziation des Gegenübers als dem Zuhören mit Aufforderung zum Faktenaustausch auf Augenhöhe…

Schließlich implizieren beide Bezeichnungen eine absolutistische Haltung gegenüber einer wirkungsvollen Methode der Krankheitsprävention. Aber die wenigsten der so Betitelten lehnen Impfungen tatsächlich vollkommen ab (und wären dann wirklich nur noch als Idioten zu bezeichnen).

An einer sachlich geführten Auseinandersetzung schienen einige Befürworter der heilsbringenden Impfung (Achtung, Ironie!) jedoch kein Interesse zu zeigen. Offenbar konnten es diese nicht verstehen, dass es durchaus sachliche Gründe gab, sich einer vorschnellen, unnötigen und unter Umständen gar gefährlichen Immunisierung zu verweigern.

Impfung – über Sinn und Unsinn

Geimpfte sind nicht mehr ansteckend. Doch!

Geimpfte Menschen sind nicht steril gegen den Erreger, sondern können nachwievor erkranken und das Virus weitergeben. Die Impfung gegen Corona dient hauptsächlich dem Selbstschutz vor schweren Krankheitsverläufen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Hier vermeintlich „Solidarität mit der Gesellschaft“ einzufordern und an die „Verantwortung des Einzelnen für andere“ zu appellieren, war in meinen Augen wenig mehr als ein billiger Psychotrick, der das schlechte Gewissen befeuern. Offenbar in der Hoffnung, bestehende Ängste und Fragen über Bord zu werfen, um ja nicht als Verweigerer des vermeintlich Richtigen dazustehen.

Wie gefährlich ist Corona wirklich?

Es darf nicht vergessen werden, dass die meisten durch SARS-CoV-2 verursachten Erkrankungen harmlos verlaufen und für den Betroffenen im Allgemeinen keinerlei Spätfolgen erwarten lassen.

Genausogut könnte man eine flächendeckende Impfung gegen Grippe fordern. Jedoch mit dem Unterschied, dass Influenza-Vakzine wesentlich besser erforscht sind – aber auch in seltenen Fällen unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen.

Die Tatsache, dass inzwischen vermehrt Impfschäden nach Corona-Impfungen bekannt werden und ehemals gesunde Menschen plötzlich dem persönlichen wie finanziellen Ruin gegenüber stehen, daran möchte heute kaum einer der „Team Geimpft!“-Enthusiasten erinnert werden.

Aber wie verfahren wir mit Personen, die durch eine Impfung geschädigt wurden? Wie helfen wir Ihnen? Wer sich einmal das deutsche Gesetz zur Kompensation von Impfschäden durchliest, wird feststellen: Absolut unzureichend.

Keine Impfung ist ohne Risiko

Die Risiken einer Impfung mit im Schnellverfahren auf den Markt gebrachten Vakzinen sollten nie als Spinnerei abgetan werden. Sie waren real, wie etliche nachträglich bekanntgewordene Nebenwirkungen zwischenzeitlich zeigen. Und tragisch obendrein. Insbesondere, wenn bei den Geimpften kaum Gefahr einer ernsthaften Erkrankung bestand. Langzeiterfahrungen gab es bei der Einführung von Corona-Vakzinen schließlich noch nicht.

An dieser Stelle darf ich kurz an den Skandal um einen Schweinegrippe-Impfstoff erinnern:

Im Jahr 2009 entwickelt, häuften sich in der Folgezeit die Fälle von Narkolepsie, einer schweren neurologischen Erkrankung. Dabei handelt es sich zwar um eine extrem seltene Impfkomplikation, jedoch mit katastrophalen Folgen für das Leben der Betroffenen.

In was für einer Gesellschaft leben wir, die von gesunden Menschen fordert, sich (wenngleich geringen) Risiken auszusetzen, nur um eine Minderheit an eventuell Gefährdeten zu schützen, die man gut und gerne auch auf andere Weise effizient vor Infektionen bewahren könnte?

Minderheiten auf Kosten der Mehrheit schützen?

Bei Corona handelt es sich nicht um eine hochansteckende Seuche, sondern um ein Virus, das hauptsächlich für Menschen mit schweren Vorerkrankungen eine Gefahr darstellt. Diese Risikogruppe galt und gilt es zu schützen. Das liegt in unserer gesellschaftlichen Verantwortung begründet:

Es gibt die Möglichkeit einer Impfung, aber auch die des Eigenschutzes mit Maske und Abstand. Wer an einem Immundefizit leidet, wird hoffentlich sowieso nie ungeschützt in einer belebten Fussgängerzone umher flanieren. Zu keiner Zeit.

Der erste Lockdown war meiner Meinung nach ein probates Mittel, da der Erreger noch als weitgehend unerforscht galt. Doch schon die späteren Lockdowns mit ihren katastrophalen Kollateralschäden für Wirtschaft und Gesellschaft schossen deutlich über das Ziel hinaus.

Für die überwiegende Zahl der Menschen stellt Corona wenig mehr als einen grippalen Infekt oder eine Grippe dar. Die Entwicklung effizienter Medikamente und optimierter Behandlungsverfahren trägt dem Rechnung.

Freiheit bedeutet Risiko. Und das ist gut so!

Mit anderen Worten: Solange die Hospitalisierungsrate – also die Anzahl von stationär behandlungspflichtigen Corona-Erkrankten – das staatliche Gesundheitssystem nicht dauerhaft überfordert, braucht es keinerlei die Grundrechte einschränkende Maßnahmen. Hat es nie.

Ein gewisses Lebensrisiko muss jeder in Eigenverantwortung selbst übernehmen, das kann und vor allen Dingen darf ein freiheitlich orientierter Staat nicht zwangsweise an sich reißen.

Das individuelle Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen muss über allem stehen!

Grundrechte als Belohnung für eine Impfung?

Es war mehr als absurd, das Gebaren mancher Politiker mitansehen zu müssen, als sich diese dem rechten Rand anbiederten und forderten, man solle ungeimpften Bürgern „ihre Grundrechte vorenthalten“. Grundrechte stellen keine Privilegien dar, die an ein bestimmtes subjektives Wohlverhalten gebunden sind. Sie gelten für alle. Ausnahmslos.

Wiegt das Wohl von Vielen mehr als das Wohl des Einzelnen?

Diese philosophische Frage schien die oft unausgesprochene Quintessenz aller Probleme zu sein. Man mag sie mit Ja oder Nein beantworten können und auf jeden Fall recht haben. Doch so leicht ist es nicht, wie wir feststellen mussten.

Die Folgen eines Impfzwangs…

Eine „Zwangsimpfung für alle“ ist von Populisten als scheinbar schnelle Lösung leicht zu fordern. Aber ich finde es wichtig, sich einmal die möglichen Konsequenzen vor Augen zu führen.

Bei einem solchen Szenario stellen sich doch unweigerlich die folgenden Fragen:

  • Werden Menschen, die sich trotz staatlichen Drucks einer Impfung verweigern solange mit Geldstrafen belegt, bis diese im Armenhaus landen?
  • Leben diese Menschen fortan isoliert, da der Zutritt zu Geschäften, Kulturbetrieben und öffentlichen Einrichtungen nur noch per Impfpass möglich wird?
  • Boomt dann der Handel mit gefälschten Attesten, die eine Impfunfähigkeit bescheinigen?
  • Möchten wir Schleierfahndung wie bei der Terrorabwehr und Denunziantentum im Privaten?
  • Gehen Impfärzte in Polizeibegleitung von Haus zu Haus und arbeiten Impflisten ab?
  • Oder sollen Menschen bei Kontrollen auf offener Straße verhaftet und unter Anwendung körperlicher Gewalt geimpft werden?

Klingt nach Verhältnissen einer Diktatur á la China und Belarus? Willkommen in der neuen Zeit…

Die Seuche der politischen Radikalisierung

Die Freiheit aller – ob geimpft oder ungeimpft – muss immer gleich viel wert sein. Ansonsten steuern wir sehenden Auges auf eine gefährliche Spaltung der Gesellschaft zu, von der nur die politisch extremen Gruppen profitieren. Und das kann niemand ernsthaft forcieren. Oder?

Eine freiheitseinschränkende Politik ist immer hochgradig problematisch. Mit Zwang erreicht man nur das Gegenteil. Die Frage einer Impfpflicht stellte sich für mich daher während der Pandemie zu keinem Zeitpunkt.

Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Der Kampf gegen Corona entwickelte sich mehr und mehr zum Kampf gegen die Menschen und gegen unsere freiheitlichen Grundwerte.

Das bereitet mir, auch im historischen Kontext betrachtet, größte Sorge. Und tut es immer noch, denn die Gefahren von Corona mögen gebannt sein, die Gefahren eines erneut aufkeimenden politischen Extremismus sind es nie.


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Juli 2021 | Letzte Aktualisierung: März 2023