Vermeintlicher Rassismus – wenn Wokeness den Appetit verdirbt

Genießen Sie meinen folgenden Beitrag bei einem gesellschaftspolitisch neutralen Snack…

Ich habe diese ständigen Diskussionen über angeblich diskriminierende Sprache samt ihrer fehlgeleiteten Rassismusdebatten so langsam satt!

Vor allem wenn es dabei ums Essen geht, wird mir jedes Mal ziemlich übel. Als ob die Umbenennung von Nahrungsmitteln die Welt gerechter machen würde.

Hier mal ein paar Beispiele:

Erinnern Sie sich eigentlich noch an Ihren ersten Negerkuss? Also ich meine natürlich Mohrenkopf, will sagen Schokokuss – oder um es politisch absolut unverfänglich zu formulieren „den auf einer Waffel dressierten weichen Schaumzucker mit Schokoladenüberzug“.

Und wenn ich Ihnen verrate, dass in manchen Regionen die Süßigkeit mit dem bösen und daher abzukürzenden N-Wort auch Schwedenbombe genannt wird, habe ich wohl endgültig meinen Ruf als blonder, blauäugiger Essens-Rassist weg.

Dann darf ich ja jetzt, obwohl ich Vegetarier bin, ungeniert in einen Amerikaner beißen. Das ist nämlich eine – jetzt müssen empfindsame Personen bitte ganz stark sein – flache Backware, deren Hälften jeweils mit dunkler Schokolade und weißer Zuckerglasur überzogen sind. Black matters, aber der weiße Teil schmeckt eben auch.

Lassen Sie sich das mal auf der Zunge zergehen…

Aber weil Süßes nicht lange satt macht, wird jetzt richtig gegessen. Heute steht mir der Sinn nach Scharfem. Nudeln mit Zigeuner-Sauce. Oder eine Pizza Hawaii, die je nach Rezept entweder mit Ananas oder mit Kolonialismus und Ausbeutung belegt wird.

Vielleicht irgendwas mit Curry? Wobei das die indische Küche ja nach bester Kolonialherren-Art pauschal über einen Kamm schert. Also greife ich lieber zu chinesischen Flühlingslollen, esse aber mit Messer und Gabel. Am Ende würde man mir nämlich vorwerfen, die Benutzung von Ess-Stäbchen wäre eine Form der kulturellen Aneignung. So weit darf es nicht kommen.

Aber die asiatische Küche würde mich schon reizen. Soll ja auch sehr gesund sein. Beispielsweise Gemüse aus dem Wok. Wobei, nein. Irgendwie muss ich dabei an den überstrapazierten Kampfbegriff „woke“ denken und dann vergeht mir der Appetit.

Außerdem, als Weißer darf ich ja nur Einheimisches. Mal nachdenken…

Kartoffeln wären doch typisch deutsch. Frittierte Kartoffelstäbchen, im angloamerikanischen Sprachraum besser als French Fries bekannt. Ist es schlimm, dass ich kein Franzose bin?

Der Einfachheit halber – und um nicht zu verhungern – würde ich mich eben an einige rechtslastige US-Amerikaner halten, die den Begriff Freedom Fries bevorzugen.

Aber ein derartiges politisches Statement läge mir ziemlich schwer im Magen. Ach, ich weiß nicht. Früher war Essen einfacher. Am besten lege ich heute einen Diättag ein!

Genau. Und gegen Hunger hilft Ablenkung. Vielleicht sehe ich mir mal wieder ein klassisches Theaterstück an. Shakespeare kommt doch immer gut bei Intellektuellen wie mir. Ob „Othello, der Mohr von Venedig“ grade gespielt wird?

Na, Mahlzeit!


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Februar 2024